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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 29.07.2014


Niasony - Afroplastique
Dorothee Kröger

In dem Debütalbum der kongolesischen Sängerin tanzen ihre selbst geschriebenen Texte im Spagat: Ihr rhythmischer Stilmix aus Afrobeats und Reggae macht aufmerksam auf politische Missstände.




Wrong Or Right

Niasony Okomo begegnet früh den Gegensätzen verschiedener Lebensrealitäten: Aufgewachsen ist sie im Kongo, der seit dem ersten Kongokrieg 1996 bis heute Schauplatz alltäglicher Gewalt, Unterdrückung und Korruption ist. Mit 13 Jahren geht sie nach Deutschland, und erfährt im "funktionierenden" Europa einen immensen Kontrast zu ihrem bisherigen Leben. Diesen verarbeitet die heute in Kempen lebende Künstlerin in ihrem ersten Album "Afroplastique", über dessen Titel sie so spricht:
"AFRO steht für meine Wurzeln und PLASTIK für die Armut, die ich nie vergessen werde. Denn meine ersten Schuhe waren ein Paar Kindersandalen aus braunem Plastik, auf die ich sehr stolz war."

Give Wings

In ihrer Landessprache Lingala erzählt Niasony, a.k.a. Eau De Vérité, unter anderem von ihrem Bruder, der sozialen und wirtschaftlichen Ausbeutung des Kongos und Hoffnungspotentialen. Die Melancholie ihrer Texte setzt sie musikalisch mit einer achtköpfigen Band in kraftvollen "funky Afrobeat" und "treibendem Reggae" um.
Ohne die englischen Übersetzungen wäre die mit der Melodie assoziierte Thematik für viele Hörerinnen sicherlich eine andere. In ihrem Track "Résumé – Summary" geht die Sängerin darauf ein, dass sie die Schwere ihrer Botschaft mit diesem schwunghaften Ton überzieht: Es sei "besser im Regen zu tanzen als auf die Sonne zu warten".

Man Eat Man World

In eindringlich sich steigernden, dennoch sanften Melodien bewegen sich die in 13 Tracks prägnant formulierten Texte der Sängerin. Sie werden von den Instrumenten aufgenommen und vom Chor zurückgeworfen. Auch visuell gestaltet sich die Botschaft Niasonys im Booklet des Albums. Darin inszeniert sie sich einerseits animalisch, im Gesicht bemalt, ohne Kleidung und mit starrem Blick im Sinne westlicher Afrika-Klischees. Dem gegenüber zeigt sie sich andererseits in teurem Pelz, edlem Kleid und vor weißem, unschuldig reinem Hintergrund. Am eigenen Körper verdeutlicht sie den persönlichen, aber vor allem den politisch-sozialen Gegensatz, den sie in dem Track "Sokoto – Hunger" benennt: "Europe becomes fatter /And Africa is still hungry".

AVIVA-Tipp "Afroplastique" lässt aufhorchen. Es ist ein Debüt, das den HörerInnen einen Eindruck von der inhumanen Lage im Kongo gibt, gleichzeitig aber nicht an dieser verzweifelt. Im Gegenteil: Aus Niasonys Tracks spricht ein großes Maß an Freude.

Niasony
Afroplastique

13 Tracks
Label: Membran/Sony
VÖ: 13.06.2014

Niasony im Netz:

www.niasony.com und www.facebook.com/NiasonyOkomo




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Beitrag vom 29.07.2014

AVIVA-Redaktion